Die Entscheidung zwischen den großen Betriebssystemrichtungen fällt bei mir ziemlich schnell. Das System mit dem Apfel fällt für mich raus, weil ich keine 1000€ für einen Laptop ausgeben will, wenn man gute Businesslaptops schon für weniger als 500€ haben kann. Somit gibt es für die meisten Menschen nur noch dieses wundervolle System aus Redmond. Version 7 davon war ein wirklich tolles Betriebssystem mit einer meiner Meinung nach intuitiven Benutzeroberfläche und vielen netten Details. Ich weiß nicht so recht, wer auf die Idee kam, mit Windows 8 mit allen bisherigen Gewohnheiten der Windowsnutzer zu brechen und einmal den gesamten Desktop auf den Kopf zu stellen. Ich verstehe immer noch nicht, warum es “da” Entwickler gibt, die denken, dass man den Desktop in ein übergroßes Smartphone verwandeln muss. Ich zumindest will das nicht - und viele Andere wollten sich die Benutzeroberfläche von Win8 nicht antun und sind deshalb bei Version 7 geblieben. Das ging natürlich auch nicht an der Firma dieses unglaublich sympathischen Mannes vorbei, die hinter diesem “Betriebssystem” steht und es musste einen neue Windows-Version her: Windows 10 entsteht! Zur Oberfläche von Windows 10 hat Gerrit eine emotionale Zusammenfassung geliefert. Ich persönlich sehe Windows 10 als die “logische” (Logik scheint auch immer relativ zu sein…) Weiterentwicklung von Windows 8 und den Weg, den man versucht hatte, um dieses OS zu retten. Tatsächlich wirkt Windows 10 etwas stümperhaft zusammengeschustert mit Elementen aller bisheriger Windows-Versionen und will trotzdem mit den bekannten Regeln brechen und anders sein. Die Idee dahinter mag gut sein, ist aber meiner Meinung nach nicht sonderlich gut umgesetzt.
Da ich aber mit vielen Programmen arbeite, die es zum Großteil nur für Win, ApfelOS und Linux gibt, fallen für mich andere alternative - zum Teil auch vielversprechende - Betriebssysteme wie HaikuOS aus dem Wettbewerb heraus und es gibt eigentlich nur eine wirkliche Alternative: Linux!
Jetzt ist das ja nicht so einfach, weil es ja nicht ein “Linux” gibt. Wie bekannt ist Linux ja eigentlich nur der Betriebssystemkernel und das was landläufig als “Linux” bezeichnet wird, sind Distributionen, von denen es ja nicht so wenige gibt. Jetzt gibt es ja Stimmen, die eher für eine große einheitliche Linux-Distribution sind; ich bin da nicht für und finde diese Vielfalt zwar manchmal verwirrend, aber dennoch gut - warum dem so ist, habe ich schoneinmal erläutert.
Ich will so viel wie möglich über die normale Paketverwaltung installieren (und nicht über Flatpaks, Snaps, AppImages etc.pp.), also bleiben eigentlich nur noch ein paar große Distris übrig:
- Debian und seine Ableger
- Ubuntu (ja ich weiß, dass das ein Debian-Derivat ist, aber ich behandle es doch einmal gesondert)
- Arch Linux
- RHEL & Fedora und die jeweiligen Ableger
Vor allem was den letzten Punkt betrifft, kann ich nicht viel sagen, da ich weder RHEL, noch Fedora, noch einen Ableger der beiden jemals getestet habe, aber der Vollständigkeit wegen zähle ich sie trotzdem auf, da sie ja recht verbreitet und wohl auch nicht so schlecht sind.
Ich selber leide sicher nicht an Versionitis, brauche also auch nicht immer die neuesten Versionen. Mir ist wichtig, dass ich mich auf mein Betriebssystem verlassen kann, dass es täglich funktioniert, ich möglichst lange Updates erhalte und ich erwarte, dass ich eigentlich auch möglichst schnell Bugfixes erhalte. B Mein Einstieg in Linux fand mit einem Ubuntu-Derivat statt, das recht nah an Ubuntu ist, hauptsächlich etwas Theming betreibt und ein paar eigene Programme mitliefert. Dadurch bin ich dann durch ein paar Anleitungen im Wiki zu der wirklich tollen Community auf ubuntuusers.de gelangen und habe mich Ende letzten Jahres dort angemeldet. Ubuntu habe ich seitdem wirklich liebgewonnen und benutze es (bzw. das oben schon angesprochene Derivat Linux Lite) gerne. Wenn man sich mit Ubuntu intensiv auseinandersetzt, hört von Debian und beschäftigt sich früher oder später auch damit. Sowohl Debian als auch Ubuntu haben den Ruf, möglichst stabil zu laufen - und das stimmt so auch; ich hatte es bisher zumindest noch nie, dass Ubuntu plötzlich abgestürzt wäre und die meisten Fehler, die im Forum mit solchen oder so ähnlichen Problemen auftauchen sind im Regelfall selbstverschuldet. Wie gesagt: im Regelfall! Immer wieder gibt es auch Probleme, die durch Bugs ausgelöst werden, allerdings ist die Quote, was das betrifft, eher gering. Hier kommen wir aber auch zu einem großen Nachteil an diesen “stabilen” Betriebssystemen. Ein Bug muss ersteinmal gemeldet werden und dann bearbeitet werden. Die Änderungen landen, sofern sich überhaupt jemand des Bugreports animmt, bei Ubuntu ersteinmal in den Proposed-Quellen und werden dann später erst in die eigentlichen Quellen geschoben - das kann alles insgesamt schon einmal etwa zwei Wochen dauern. Man hat dann also zwei Wochen einen nervenden Bug. Ein im Moment recht prominentes Beispiel, war der Bug, der ein Ubuntu-Upgrade von Ubuntu 20.10 auf die aktuelle STS-Version 21.04 verhinderte. Der Bug wurde am 19.04.2021 auf Launchpad gemeldet, eine Fehlerkorrektur kam am 6.5.2021 in die Proposed-Quellen und am 11.5.2021 in die normalen Quellen für Updates. Und liebe Ubuntu-Entwickler (das was ich hier schreibe, gilt für die Debian-Entwickler und alle anderen Entwickler ebenso): Danke für eure Arbeit! Das ist gut so und macht so weiter, aber der ein oder andere Bug ist störend, wenn er gut drei Wochen offen ist.
Natürlich können in den vermeintlichen Bugfixes auch neue Bugs sein und von daher ist es sinnvoll, dass nicht alles im Akkordtempo in die normalen Quellen geschoben wird, sondern vorher getestet wird - gerade bei einer Distribution, die sich selbst das Ziel gesetzt hat, einsteigerfreundlich zu sein.
Leider, leider hat es bisher weder Ubuntu, Debian noch irgendeine Rolling-Release-Distribution geschafft, Bug 1 zu fixen. :)
Bisher habe ich hier in diesem Text Ubuntu und Debian eher zusammen behandelt. Wenn man mal von dem “Ballast”, den Ubuntu mit sich herumschleppt (z.B. Snaps, früher die Amazon-Integrierung) absieht, könnte man den Einruck bekommen, Ubuntu sei ein Debian in warmen Farben. Jetzt nehmen wir uns mal ein reguläres Debian-Installations-Medium und eines von Ubuntu. Wenn wir jetzt das Debian-Medium starten, werden wir früher oder später während der Installation gefragt, ob und wenn ja welche Desktopumgebung wir haben wollen. Das gibt es bei Ubuntu so nicht. Es gibt für jedes offizielle Derivat ein eigenes Image und dann noch das offizielle Image mit GNOME und das Server-Image ohne irgendeine Desktopumgebung. Wenn man sich außerdem mal eine Debian-Installation und eine Ubuntu-Installation anschaut, so sind bei Ubuntu wahrscheinlich meistens deutlich mehr Programme installiert, als bei Debian.
Das ist ein großer Punkt, bei dem man bei Distributionen unterscheiden muss: Es gibt Distributionen, die alles vorkonfiguriert und vorinstalliert haben (so Ubuntu) und es gibt die Distributionen, die dem Nutzer viel Wahl geben, wie er sein System gestalten will (so Debian und Arch). Das ist auch genau der Punkt, warum ich Debian und Ubuntu weiter oben in der Aufzählung getrennt habe (ganz abgesehen davon, dass Ubuntu recht autark arbeitet und sich (leider?) nur seht wenig von Debian beeinflussen lässt).
Während Debian und Ubuntu in vielen Punkten ähnlich (beziehungsweise vom Unterbau fast identisch) sind, geht Arch einen völlig anderen Weg.
Arch perfektioniert das Ziel, den Benutzer alles beeinflussen zu lassen. Das hat dann zwar zur Folge, dass die Installation rein auf Textebene ist und man (außer man installiert explizit etwas Anderes) auch nur ein System ohne irgendeinen Schnickschnack hat. Ich musste bei meiner Arch-Installation sogar die usbutils nachinstallieren. Was Arch außerdem von allen anderen hier genannten Distributionen unterscheidet, ist die Tatsache, dass es eine Rolling-Release-Distribution ist. Das bedeutet, dass man nicht alle 3 Jahre eine neue Version installieren muss, sondern jeden Tag mittels des Befehles pacman -Syu
seine Installation auf den neuesten Stand bringt. Arch liefert außerdem eigentlich alles so gut wie ungepatcht aus, was vom Upstream an Paketen kommt. Wobei man hier anmerken muss, dass Arch auch so etwas wie die Proposed-Quellen unter Ubuntu hat, nur landen Änderungen sehr viel schneller in den regulären Quellen.
Arch Linux hat den Ruf eine Distri für fortgeschrittene Benutzer zu sein, weil man alles selbst machen muss und eigentlich nichts vorkonfiguriert ist. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Ein enormer Nachteil ist natürlich der Zeitaufwand, den man dafür aufbringen muss, dafür weiß man am Ende aber auch ziemlich genau, was das eigene System eigentlich so treibt und am Ende ist man wahrscheinlich selbst schuld für die meisten Fehler, weiß dann aber im Idealfall auch, wo man suchen muss. Außerdem gilt Arch als eine instabile Distribution, die häufiger mit Bugs zu kämpfen hat, weil ja alles direkt vom Upstream übernommen wird. Tatsächlich ist die Instabilität von Arch Linux wohl eher ein Mythos, der aus der Anfangszeit der Distribution stammt. Ich benutze Arch jetzt seit bald 2 Monaten und hatte bisher genau einen(!) Bug, den ich wirklich bemerkt hatte. Durch ein Update von GTK+ konnte Thunar nicht mehr starten und ich bin dann vorübergehend auf Natilus ausgewichen. Dieser Fehler war allerdings schon am nächsten Tag durch ein Update behoben und ich konnte Thunar wieder wie gewohnt nutzen! Andere (langjährige) Archnutzer haben mir berichtet, dass sie bisher in der ganzen Zeit noch nie durch einen Bug eingeschränkt wurden. Trotzdem würde ich Arch nicht als eine Einsteigerdistribution bezeichnen. Zwar ist man recht gut bedient, wenn man wirklich Willens ist und es gibt nichts was man nicht mithilfe der Wikis von Arch und dem von ubuntuusers lösen könnte (gut dann ist halt etwas Transferleistung gefragt), aber ich habe zum Beispiel mein allererstes Linux so verbastelt, das ich nicht glaube, dass damit irgendjemand gerne sicher gearbeitet hätte und bin deshalb froh, dass ich diese Installation sowieso stilllegen musste, weil sie keinen Support mehr hatte und das gibt es eben so bei Arch nicht, da man sein System ja kontinuierlich aktuell hält.
Natürlich gibt es wenn man gerne “so etwas wie ein Rolling-Release” haben möchte, andere Alternativen. Wenn man sich zum Beispiel schon besser mit Debian respektive Ubuntu auskennt, ist vielleicht Debian Sid (oder das darauf aufbauende Siduction) eine schöne Alternative. Hierbei setzt man immer auf den Entwicklungszweig von Debian und muss nicht regelmäßig ein Dist-Upgrade von einer Debian-Version auf die Andere machen, sondern ist immer auf dem neuesten Stand (den Debian anbietet). Meiner Erfahrung (bisher allerdings nur in VMs) ist Sid eine recht gute Mischung aus aktueller Software und Debian-Stabilität. Man kann hier aber weder erwarten, dass man das selbe hat, wie bei einem normalen Debian Stable oder bei einem Arch. Außerdem gibt es für die Ubuntu-Nutzer auch einen Entwicklungszweig, mit dem man theoretisch sein System in ein Semi-Rolling-Release verwandeln kann. Da gibt es sogar ein Skript von Martin Wimpress. Inwiefern das sinnvoll kann jeder für sich selber entscheiden. Ich würde das allerdings nicht auf einem Produktivsystem machen!!
Wie schon erwähnt kann ich (leider) noch nichts zu RHEL, Fedora, openSUSE etc. sagen beziehungsweise schreiben.
Für jeden sind andere Distributionen passend und natürlich hat da jeder seine Präferenzen, aber ich habe auch meine:
Grundsätzlich habe ich mittlerweile wirklich Gefallen an Arch gefunden, auf den fremden Rechnern, die ich administriere kommt aber immer noch ein Ubuntu oder ein Derivat darauf, weil sich das System in meiner Erfahrung als sehr stabil und zuverlässig erwiesen hat und ich verstehe auch, warum Unternehmen eher LTS-Distributionen einsetzen. In nächster Zeit - bin ich mir sicher - landet bei mir irgendwo auf einer Festplatte sicher noch Debian Sid.